Wasch mich, aber mach‘ mich nicht nass

Heute morgen im Morgenmagazin der ARD wurde ein Interview gesendet mit Manfred Weber, Bundesvorstandsmitglied des Bundesverbands deutscher Banken. Das Thema war natürlich die Finanzkrise im Allgemeinen und das geplante 400 Milliarden Finanzpaket (mittlerweile wohl 470 Milliarden, die Summen waren anscheinend zur Zeit des Interviews noch nicht genau bekannt) der Bundesregierung im Speziellen. Erschreckend fand ich die Antworten Webers auf die Frage, zu welchen Gegenleistungen die Banken denn dafür bereit seien.

Das Interview führte Werner Sonne und ich habe versucht, die entscheidenden Teile hier im Wortlaut zu übertragen. Das ganze Interview findet sich in der „ARD Mediathek„.

Sonne: „Nun ist das ja eine Summe, die sich aufteilt in 300 Milliarden Bürgschaft, also das ist kein Geld, dass Sie direkt in die Hand kriegen und 100 Milliarden Finanzspritzen. Was werden denn eigentlich die Banken dafür tun?“

Weber: „Wichtig ist, dass hier Stabilisierung hinein kommt. Warten wir die genauen Beträge noch ab. Wir haben das Problem, dass der Interbanken-Geldmarkt nicht mehr funktioniert. Bei aller guten Arbeit, die hier von Bundesbank und europäischer Zentralbank getan werden. Dann ist ein solches Programm auch das beste Konjukturprogramm. Dann kommen wir nicht in eine Kreditklemme hinein, die von manch einem befürchtet wurde und das ist ja das Allerwichtigste: gravierende realwirtschaftliche Auswirkungen zu verhindern.“

Ich kann hier leider nicht erkennen, dass Herr Weber auf die gestellte Frage antwortet. Er versucht statt dessen zunächst einmal den Betrag zu relativieren und drückt die Hoffnung aus, dass der Interbanken-Geldmarkt (der ja nun mal von Bankenseite blockiert wurde) wieder in Bewegung kommt. Außerdem hinterläßt er bei mir den Eindruck, die Kreditklemme sei ein irreales Angstgespinst weniger Zeitgenossen.

Auch Herr Sonne scheint mit dieser Antwort wenig zufrieden und hakt etwa zwei Minuten später nach:

Sonne: Noch mal die Frage: die Banken bekommen jetzt mächtig Hilfe vom Staat. Was werden denn die Banken in Zukunft dafür geben können? Was werden sie akzeptieren müssen? Werden wir demnächst den Staatskommisar in den Banken haben?

Weber: Wir müssen ja bei dem Betrag, der jetzt in Rede steht, wobei ja die endgültige Entscheidung von Kabinett und Bundestag und Bundesrat noch abzuwarten ist, sehen dass es sich um sehr unterschiedliche Dinge handelt. Das reicht von Liquiditätshilfen und Garantien, die ja nicht verlorenes Geld sein müssen, am Ende wird erst abgerechnet, bis hin zu Eigenkapitalhilfen. Wenn es Eigenkapitalhilfen für die eine oder andere Bank gibt, wird derjenige, der Eigenkapital zur Verfügung stellt, auch mitreden wollen… Das ist ganz normal

Sonne: (wirft ein): Das ist der Staat

Weber: Und das ist in diesem Fall, auf Zeit, der Staat. Das ist ganz normal dann.

Also noch mal für die ganz Dummen: das Geld ist ja noch gar nicht sicher, denn es ist ja noch nicht offiziell beschlossen. Außerdem ist es ja gar nicht soviel Geld (wobei man beachten muss, dass sich der Jahreshaushalt der Bundesrepublik bei etwa diesen 300 Milliarden Euro bewegt) ,denn der Großteil von 300 Milliarden sind ja nur „[…] Garantien, die ja nicht verlorenes Geld sein müssen, […]“ und die scheinen auch schon mal gar nicht zu irgendwelchen Gegenleistungen gegen die Banken zu berechtigen („Wenn es Eigenkapitalhilfen für die eine oder andere Bank gibt[…]“ – und sonst ?). Ich stelle mir mal vor, meine Bank auf diese Weise um eine Bürgschaft zu bitten.

In dem Fall, dass tatsächlich Eigenkapital fließt, wird dem Staat aber gleich noch aufgegeben („[…] auf Zeit[…] „) doch gefälligst möglichst schnell wieder die Finger zurückzuziehen und die Banken alleine machen zu lassen. So geht man nicht mit Kunden um und erst recht nicht mit (zum großen Teil selbstgeforderten) Rettern.

Wenn das tatsächlich das Selbstverständnis der Bankverantwortlichen ist, bin ich hoffentlich nicht der einzige, der hier Demut vermisst.

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