Was wählen wir?
Dieser Beitrag verzichtet bewusst auf Zahlenmaterial und bezieht sich stattdessen auf Meinungen und Eindrücke. Und auf die Tatsache, dass Andrea Ypsilanti auf die Spitzenkandidatur bei den sehr wahrscheinlichen Neuwahlen in Hessen verzichtet hat.
Diese Nachricht kommt nicht überraschend, denn das Ansehen von Frau Ypsilanti hat in der letzten Zeit massiv gelitten. Vielen gilt sie als unvernünftig (Anbahnung einer äußerst knappen Minderheitenregierung), unzuverlässig (Wortbruch über die Koalition mit den Linken), diktatorisch (Umgang mit Dagmar Metzger) und ungeschickt (Ausbootung von Jürgen Walter) um nur einige der negativen Assoziationen zu nennen. Natürlich ist eine so negative Besetzung eines Spitzenkandidaten ein enormer Ballast bei einer Neuwahl. Ganz anders dagegen hat es in Amerika Barack Obama geschafft, sich ein postives Image von Offenheit und Neuanfang zu geben, welches die „negativen“ Attribute der möglichen Unerfahrenheit im Vergleich zu John McCain und seine Hautfarbe (für viele Wähler immer noch ein Thema) in den Schatten gestellt hat.
Es stellt sich jedoch die Frage, was wählt der Wähler eigentlich, wenn er an die Urne tritt? Wählt er einen Kandidaten (seine Kompetenz, Zuverlässigkeit und sein Auftreten), die Partei des Kanditen (ihre Tradition, Mitglieder und Werte) oder ein Parteiprogramm (die aktuelle Positionierung von Partei und/oder Kandidaten)? Ich weiß selber nicht die Antwort und will auch keine Wertung darüber abgeben, wie es sein sollte.
Allerdings vermute ich, dass der durchschnittliche Wähler nur wenig Zeit in politische Grundsatzfragen investiert im Vergleich zu politisch Interessierten oder gar Berufspolitikern. Insofern werden die sichtbaren Optionen wie Kandidat und Partei möglicherweise einen stärken Einfluss auf ihn haben.