Wahlgewinner und Nichtwähler

Nach langen Anlaufschwierigkeiten ist also in Hessen noch einmal neu gewählt worden. Was ja immer die letzte Lösung sein sollte, denn schließlich ist eine Wahl immer eine Meinungsäußerung des Wählers und sollte daher nicht endlos wiederholt werden, bis das Ergebnis endlich allen oder wie in diesem Fall überhaupt jemanden passt. Und diesmal sieht es gut aus, denn wie bei beinahe jeder Wahl gibt es eigentlich nur Gewinner:

Die CDU, weil sie weiter regieren darf und sogar einen leichten Stimmenanteil hinzugewonnen hat (nach einem desaströsen Ergebnis bei der letzten Wahl)

Die SPD, weil sie zwar deutlich Stimmen verloren hat; aber die Stimmen hatte sie ja irgendwie im Vorfeld schon verloren, wegen den ganzen Mißverständnissen um Koalitionsaussagen und jetzt bei der Wahl lief’s da ja erstaunlich gut. Und außerdem weiß sie, wie man twittert.

Die FDP, weil sie jetzt auch regieren kann und weil sie außer sich der Ampelkoalition zu verweigern gar nichts gemacht hat. Damit auch nichts falsch, was schlau war, da man in Hessen in letzter Zeit viel falsch gemacht hat. Das zahlt sich aus, mit dem höchsten Stimmengewinn der Wahl

Die Grünen, weil sie einfach irgendwie keinem gesagt hat, was sie genau machen wollen und immer brav mitgemacht haben, aber immer nur so ein bißchen. So haben sie sich nicht verweigert und sind aber auch an nichts schuld. Sehr gut.

Die Linke, weil sie es letztlich doch in den Landtag geschafft hat, obwohl sie eigentlich niemand mag und wählen würde, weil sie ja letztlich an allem Schuld sind und sich immer brav bemüht haben, ein gutes Feindbild abzugeben. Roland Koch konnten sie aber in dieser Disziplin am Ende doch nicht schlagen.

Alles wäre wunderbar, gäbe es da nicht die Nichtwähler. Diese haben bei dieser Wahl natürlich auch gewonnen. Wie man schnell herausgefunden hat, sind sie sogar eigentlich der heimliche Sieger mit den meisten Stimmen. Was natürlich die Frage aufwirft nach der Legitimation der künftigen Regierung, da ihr ausgesprochener Rückhalt bei der Bevölkerung deutlich geringer ist als das Endergebnis, das ja nur die tatsächlich abgegeben Stimmen berücksichtigt. Dieses Phänomen ist nicht neu und keiner weiß, was diese Menschen eigentlich aussagen wollen. Sind sie alle Anarchisten, die keine Regierung wollen oder vielleicht nur meinungsschwache Mitläufer, die halt nehmen, was andere Ihnen vorsetzen. Ich würde aus pragmatischen Gründen, eher den zweiten Fall annehmen.

Also nach Max Frisch: „Wer sich nicht mit Politik befaßt, hat die politische Parteinahme, die er sich sparen möchte, bereits vollzogen: Er dient der herrschenden Partei.“

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