Dunkle Wolken über dem Olymp

Einige in Griechenland sind gerade sehr böse auf Deutschland. Vordergründiger Anlass ist ein Titelbild des Münchner Magazins „Focus“, das die Venus von Milo mit einem ausgestreckten Mittelfinger neben dem Schriftzug „Betrüger in der Euro-Familie“ zeigt

Wie angespannt die Nerven liegen und wie sehr der Nationalstolz derzeit angegriffen ist, zeigen die Reaktionen, die Deutsche mit Affen auf Bäumen vergleichen und die große Nazi-Keule herausholen. Als Krönung gibt es dann noch einen Boykottaufruf gegen deutsche Waren. Dieser klingt selbst den deutschen Exporteuren offenbar in etwa so bedrohlich wie ein landesweiter Philosophen-Streik. Was zumindest thematisch passen würde.
Abgesehen davon, dass die mehrfachen mediale Rückschlagen, selbst wenn man sie als (überzogene) Notwehr wertet, das Focus Titelbild mehr als wett macht, scheint es mir nicht sonderlich klug zu sein, sein Land derart finanziell an den Abgrund wirtschaften zu lassen und dann eventuelle Unterstützer derart zu beschimpfen.

Neben anscheinend massiv gefälschter Finanzberichte an die EU ist die sachliche Richtigkeit des Betrugsverwurfs wohl kaum von der Hand zu weisen, wenn „Griechenlands Top-Politiker sich offenbar Finanznachhilfe von Josef Ackermann geben“ lassen. „Finanznachhilfe“, so so. Und wer zahlt am Ende, wenn wieder mal eine deutsche Bank in Schieflage gerät?

Das alles macht mich so unglaublich fürchterlich wütend und verletzt und ich muss dringend etwas unüberlegtes Tun, um meinen Frust abzubauen. Ich fordere darum hiermit aus Gründen des Nationalstolzes der „Deutschen Bank“ die Nutzung des Wortes „deutsch“ in ihrem Namen zu verbieten, schließlich will ich nicht auch noch semantisch für das Institut belangt werden. Griechenland wird natürlich boykottiert. Da dies wirtschaftlich kaum eine Bedeutung hat, fordere ich als deutlichere Massnahme zusätzlich Udo Jürgens zu boykotieren. Was für ein Tollhaus. Soweit also zur Einigkeit und Handlungsfähigkeit der EU. Kein Wunder, wenn die außenpolitische Bedeutung der EU rasant in den Keller geht. Vielleicht kann die EU ja das Interesse der USA wiedererlangen, wenn sie einfach die Filmrechte an dieser Seifenoper an Hollywood verkauft. Mit dem Geld ließe sich ganz bestimmt auch das eine oder andere Finanzloch stopfen.

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