Bloggende Frauen sind Schwachsinn

Immer mal wieder stoße ich auf die Frage, warum Frauen weniger erfolgreich bloggen als Männer. Ein müdes Thema, das zuletzt mal wieder auf Annalist aus dem Busch getrieben wurde, statt es einfach friedlich verenden zu lassen. Denn natürlich sind nicht bloggende Frauen Schwachsinn, sondern die Thematisierung und Bewertung ihres bloggerischen Erfolgs.

Und deshalb nur eine kleine Bemerkung zum Frauenthema: Ja, es gibt Unterschiede auch im Denken und Handlen von Männern und Frauen (und das wird man ja mal sagen dürfen in Deutschland). Nein wirklich, ich glaube das, obwohl ich einmal intensiv versucht habe, es nicht zu glauben. Diese Unterschiede werden gerne diskutiert, bewertet und ihre Folgen angeprangert. Zu Recht, denn oft genug sind es die Frauen, die am Ende schlechter da stehen. Zumindest, wenn man mit Männermaßstäben mißt. Aber, die Bloggerei ist nun ein Themengebiet, das im Vergleich zu sovielen anderen denkbaren Gebieten, denkbar ungeeignet ist, diese Genderdiskussion zu führen. Denn Blogs sind zum einen, zumindest oberflächlich anonym, zum anderen sind sie ein Filter, der viele Merkmale ausblendet und am Ende nur geschriebenen Text durchlässt. Eine schlechte Grundlage für einen Vergleich.

Mit ihrem ersten Post zu dem Thema lag Anne Roth viel näher an der Wahrheit, indem sie die Struktur der Blogosphäre aufgriff. Denn hier allein ist die Ursache für die Stärke sogenannter Alpha-Blogs zu suchen. Es geht um eine kritische Masse, die bestimmte Blogs aus den unterschiedlichsten Gründen einmal angesammelt haben. Seien es gute Themen, eine lockere Schreibweise, Fleiß, Glück, eine gewisse Einzigartigkeit oder Vorreiterrolle oder was auch immer. Mit dieser kritischen Masse wird man wahrgenommen und die (gegenseitige) Verlinkung sichert den Aufmerksamkeitswert auch in die Zukunft ab. Daran Anschluß zu gewinnen, ist eine beinahe so schwere Aufgabe, wie eine neue Boulevardzeitung am Markt zu etablieren: es gibt nur einen bestimmten Markt und der ist für viele Leute bereits voll.

Einige dieser „Alpha-Blogs“ finde ich persönlich eher profan. Auf einigen werden häufig werden Banalitäten von sich gegeben oder einfach Inhalte von bekannten Nachrichtenquellen zitiert. Dafür gibt es dann aber trotzdem 100 Retweets, 30 flattrs und 327 Kommentare. Ich persönlich gebe mir auch Mühe, intelligente Texte zu verfassen und manchmal gelingt mir das auch, trotzdem ist jeder retweet, flattr oder Kommentar ein Ereignis, das ich mit einer Flasche Sekt begieße. Wenn ich eine Frau wäre, könnte ich jetzt sagen: „Böse Blogger-Männerwelt“. Bin ich aber nicht und so muss ich damit leben, dass andere meine Beiträge nicht interessant finden oder und vor alledem nicht finden. Ich gehöre nun mal nicht zu dem exklusiven Zirkel, der großen und wichtigen. Auch ich finde das manchmal schade, nur freue ich mich an dem Wissen, dass es eine kleine Zahl Leser gibt, die auch meine Beiträge abonnieren. Und an dem Glauben, dass viele angesagte Blogger auch nicht besser schreiben als ich. Aber eben um Längen erfolgreicher sind. Die Blogosphäre ist zwar noch weitgehend eine höfliche Welt, aber mitnichten eine faire.

Ich kann nachvollziehen, dass man persönlich nach mehr Erfolg für sein Blog strebt, denn auch ich tue das. Aber nicht um jeden Preis und nicht gegen Windmühlen. Die Aufgabe eines Blogs sehe ich darin zu informieren und zu unterhalten. Wenn andere das besser tun, macht mich das nicht überflüssig. Wenn andere das schlechter aber erfolgreicher tun, macht mich das erst recht nicht überflüssig. Ich schreibe dann eben nur für eine Handvoll interessierter Leser. Wenn mir das nicht genug ist, kann ich mich mehr anstrengen oder aufhören. Aber nicht einfach einfordern jetzt beachtet werden zu müssen.

Ich lese selber fast alle großen Blogs und die meisten davon gerne. Aber ich lese auch viele kleine Blogs, die laut meinem Feedreader nur zwei andere Menschen abonnieren. Doch diese muss man erst einmal finden. Doch mehr als die ersten zehn Treffer auf einer Suchmaschinenseite liest man ja angeblich selten und das ist das eigentliche Problem. Vorwürfe kann ich der Infrastruktur, mir selbst und meinen Nichtlesern machen. Mit Männern und Frauen hingegen hat das alles wenig zu tun, sondern mit Tatsachen. Und darum schadet die Frage, warum Frauen weniger erfolgreich bloggen in meinen Augen eher als sie nutzt.

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2 Antworten

  1. Cil sagt:

    *kopfkratz* Ich (als bloggende Frau *muahaha*) habe mich mit diesem ganzen Blogranking-Schwanzvergleich-Wahn ja nie anfreunden können. oO Meines Erachtens liest man es bei vielen ach-so-hyper-wichtigen Blogs sogar raus, dass da bei jedem Artikel das Blogranking im Hinterkopf steht.

    Nervt mich btw auch bei Twitter: diese trölfzig Dutzend (Re)Tweets, jeder versucht noch ein bisschen zynischer und noch ein bisschen ‚Wizzkekzziger‘ und noch ein bisschen schlauer zu sein als der andere.
    Manchmal lässt es mich eine Augenbraue hochziehen, manchmal ermüdet es mich und manchmal widert es mich richtig an. oO

    Ich blogge aus Freizeitvergnügen. Twittern ebenso. Mein kleiner Kreis aus netten Bloggern reicht mir vollkommen aus.
    (Ab davon, dass es sonst auch vom Hobby irgendwann zum Fulltimejob wird, will man sich regelmäßig High-End-Artikel erstellen und sich zudem noch um seine Blogroll kümmern. Mir fließt jetzt schon manchmal die Zeit davon…)

    Die Frage ist ja auch: wofür bloggt man? Um „Erfolg“ zu haben oder des Spaßes wegen? (Eine Frage, die man auch in WoW regelmäßig stellen könnte *g*)

  2. Aerar sagt:

    Ich denke schon, die meisten bloggen aus Spaß. Ein bißchen Blogranking im Hinterkopf zu haben, finde ich OK, denn das ist ja auch eine Art Feedback und ganz ohne Leser wäre Bloggen vermutlich auch langweilig. Allerdings nimmt man die großen Blogs viel stärker wahr und die sind vermutlich darauf angewiesen, stark auf das Ranking zu achten.

    Wer ein kleines Blog hat, kann dagegen das schreiben, was ihm wichtig erscheint, denn es lohnt einfach nicht, sich zu verbiegen, um dann Dreißig Leser zu haben statt vorher Zwanzig. Wer ein kleines Blog hat, schreibt daher zum Glück fast immer aus Spaß oder zumindest aus Mitteilungsbedürfnis. Und genau das macht soviele kleine Blogs so lesenswert und charmant.

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