Versicherung oder Erpressung?

Bei der ganzen Diskussion um Wikileaks finde ich ein weiteres Detail doch etwas merkwürdig, nämlich die sogenannte Versicherungsdatei, die von Wikileaks oder von Julian Assange im Internet verschlüsselt verbreitet wurde und deren Schlüssel veröffentlicht werden soll, wenn Julian Assange etwas zustoßen sollte. Nicht nur, dass es mir zunehmend schwerer fällt zu trennen, was Wikileaks und was Julian Assange ist.

Es ist der Zweck, zu dem dem bislang unveröffentlichten Leaks gebraucht werden. Entsprechend der Grundidee gehe ich davon aus, dass die Dokumente von Menschen hochgeladen wurden, in der Hoffnung, dass diese Dokumente für die Allgemeinheit offen gelegt werden und nicht, damit sie nun als Faustpfand für ein Wikileaks-Mitglied herhalten müssen.

Sehr fraglich ist auch, ob sich die zahlreichen Regierungen, Firmen und Personen tatsächlich alle und dauerhaft durch eine solche Drohung erpressen lassen. Denn eine Drohung gegen Rupert Murdoch und seine Medien-Maschinerie halte ich für Erpressung und nicht für Notwehr, zumindest wenn man davon ausgeht, dass nicht einige Fox-Reporter Assange eigenhändig in einem Flugzeug in die USA verfrachten. Die Hassprediger in den USA hingegen werden geheime Dokumente ohnehin nicht aufhalten, da sie mit ihrem verwirrten Weltbild kaum Werte haben, mit denen sie erpressbar sind.

Insgesamt ist es schade, dass Julian Assange mittlerweile als negatives Aushängeschild wahrgenommen wird durch eine angebliche Vergewaltigung, seinen angeblich schlechten Umgang mit Mitarbeitern und durch mögliche Merkwürdigkeiten in der Kostenstruktur. Klar ist, dass beide unter besonderer Beobachtung insbesondere mißliebiger Medien und Einrichtungen stehen und jeder eventuelle Fehler genauestens präsentiert wird. Umso mehr müssen beide auf ihr Verhalten acht geben, wenn sie ihrer Sache nicht nachträglich schaden wollen.

Wenn sich dieser Artikel in einigen Punkten kritisch mit Wikileaks auseinandersetzt, bleibt dennoch deutlich zu sagen, dass Wikileaks und Julian Assange sich zwar in einigen Fällen möglicherweise nicht vorbildlich verhalten oder verhalten haben. Dies sind jedoch lediglich Kleinigkeiten oder Nebenthemen im Vergleich zu der Leistung und dem Mut, die sowohl Julian Assange als auch das Projekt gezeigt haben.

Erst recht sind die möglichen Fehler von Wikileaks und Julian Assange Kleinigkeiten gegen die Drohungen, Verleumdungen und Diskriminierung, die sie von Seiten von Politikern, Banken, Medien und anderen erfahren haben. Einige haben innerhalb der Hasskampagne ihr wahres Gesicht deutlicher gezeigt, als es eine Wikileaks-Kampagne jemals gekonnt hätte.

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