Ist Reichtum eine Schande?

„Geld ist geil: Ist Reichtum eine Schande?“ war das gestrige Thema bei der Talkshow von Sandra Maischberger. Auch wenn die Diskussion nur die Oberfläche streifte und sich in meinen Augen recht bald im Kreis drehte, enthielt sie doch einige interessante Denkanstöße. Dazu ein paar Thesen von mir:

Ist Reichtum eine Schande?

Die erste spannende Frage findet sich bereits im Titel wieder. Und ich würde sie mit nein beantworten. Zumindest in der Theorie ist Reichtum zunächst einmal genauso wenig eine Schande, wie Armut eine Schande oder Reichtum eine Heldentat ist. Auch wenn in der Praxis Reiche und Arme oft anders bewertet werden.

Für mich stellen sich beim Reichtum eigentlich zwei Fragen. Die erste lautet „woher kommt er?“ Ich glaube an marktwirtschaftliche Grundsätze und daran, dass man sich Reichtum durchaus verdienen kann. Insofern kann ich Reichtum als berechtigt und sogar als Leistung sehen, wenn ich das Gefühl habe, er ist verdient und es gibt eine entsprechende Gegenleistung des Reichen, die seinen Reichtum begründet hat.

Die zweite Frage, die sich viele stellen, ist die Frage nach dem Nutzen oder der sozialen Verantwortung. Millionäre haben in den Augen vieler, die soziale Verpflichtung, ihren Reichtum mit Bedürftigen zu teilen, statt sich eine Zweitvilla im Ausland zuzulegen. Ich sehe das nicht so. Reiche haben prinzipiell die gleiche moralische Verantwortung wie andere. Zugegeben ist der Umfang wegen der höheren Geldmenge größer, aber die prinzipielle Verantwortung ist die gleiche. Auch ein durchschnittlich Reicher leistet sich Luxus, anstatt seinen relativen Reichtum mit noch Bedürftigeren zu teilen. Natürlich bedeutet Besitz auch eine moralische Verantwortung, da er die Möglichkeit für moralisches Handeln schafft. Diese Verantwortung liegt aber bei den Reichen ebenso wie bei denen die ein Auskommen haben.

Treberhilfe

Einige weitere spannende Aspekte brachte die Diskussion mit dem Gründer der Treberhilfe Harald Ehlert. Dieser war in Verruf gekommen, als Gründer einer sozialen Einrichtung und deren Geschäftsführer, Geld für Luxusimmobilien, Luxusautos und sein eigenes Gehalt unrechtmäßig verwendet zu haben. Innerhalb der Diskussion habe ich im Wesentlichen drei Dinge ausgemacht, die ihm vorgeworfen wurden:

* Intransparenz:

Auch wenn Ehlert selbst Intransparenz bestreitet, scheint diese selbst wenn vorhanden, zumindest in Einklang mit den bestehenden Verträgen zu stehen. In diesem Fall müsste man aber den Vorwurf an den öffentlichen Vertragspartner machen, der Steuergelder für intransparente Verträge bereitstellt.

* Verschwendung von Steuergeldern

Die Treberhilfe wurde anscheinend im Wesentlichen durch Zuschüsse der Stadt Berlin finanziert, womit der Kauf von Luxusgütern eine Verschwendung von Steuergeldern sei. Auch hier liegt die Verantwortung auf jeden Fall mit beim Auftraggeber, der diese Steuergelder bereit stellt. Allerdings wurde auch angedeutet, dass die eigentliche Arbeit der Treberhilfe nicht beantstandet wurde, sondern durchaus zielführend gewesen sei.

* Mißbrauch der sozialen Tätigkeit

Zudem wies Ehlert darauf hin, dass ja nicht nur soziale Dienste weitgehend durch Steuern finanziert sind. Als Beispiel nannte er den Straßenbau. Letztlich teile ich seinen Punkt, dass auch hier Firmen mit Gewinnerzielungsabsicht Dienste durchführen, die für die Gemeinschaft nützlich sind und über die Steuergelder von ihr bezahlt. Zu Recht fragt er meiner Meinung nach, warum dies bei direkten sozialen Dienstleistungen anstößig sein sollte. Oder warum Manager, die in anderen Branchen Millionen von Steuergeldern verdienen oder teilweise verbrennen, quasi selbstverständlich mit teurem Anzug und Dienstwagen ausgestattet werden, während man im sozialen Bereich demütig in Sack und Asche aufzutreten habe.

Der einzige Punkt, der mir in der Diskussion eine tatsächliche Verfehlung der Treberhilfe zu sein scheint, ist ihr Auftreten als gemeinnützige GmbH (gGmbH), die besondere Steuerprivilegien besitzt aber im Gegenzug bei der Finanzierung von Gehältern und Luxsartikeln eingeschränkt zu sein scheint. Hier könnte möglicherweise ein tatsächlicher und nicht akzeptabler Verstoß vorliegen. Dieser würde dann allerdings nur einen Teilbereich der Arbeit der Treberhilfe betreffen.

Die moralischen Verstöße müssen Herr Ehlert und andere mit sich selbst ausmachen. Sicher ist es ein unschönes Bild, wenn man sich vorstellt, dass irgendein Sozialarbeiter mit dem Luxuswagen zur Obdachlosenunterkunft fährt, aber das ist ein moralisches Problem und eines des richtigen Taktgefühls. Und dieses gilt nicht nur für Reiche, lediglich das Mißverhältnis tritt bei ihnen deutlicher sichtbar zu Tage.

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