Wieder Urheberrecht: diesmal ACTA und so

Die Diskussion um das Urheberrecht ist vor einiger Zeit wieder stärker aufgeflammt. Diesmal im Zusammenhang mit Überwachungsmaßnahmen und Urheberrechtskontrollen wie etwa ACTA.

Urheberrechtskontrollen

Zu fast allen geplanten Urheberrechtskontrollmaßnahmen, insbesondere auch zu ACTA, kann man sich kurz fassen: Sie sind unnötig und gefährlich, da sie lediglich einer kleinen Gruppe von Rechteinhabern als zusätzliches Werkzeug dienen sollen, weil diese nicht in der Lage sind, die bisherigen Werkzeuge korrekt zu gebrauchen. Die neuen Werkzeuge sind sicher im Einzelfall sogar hilfreich, jedoch erzeugen sie einen deratigen Kollateralschaden in der Freiheit und im Datenschutz, dass sie absolut abzulehnen sind.

Urheberrecht

Durch solche Forderungen fügt sich die sogeannte „Content-Mafia“ indirekt und langfristig selbst Schaden zu, denn aus Angst und Entsetzen über solche Kontrollmaßnahmen fragen sich viele natürlich und auch zu Recht, wie sinnvoll ein Urheberrecht denn generell überhaupt ist. Wem es in seiner jetzigen Form nützt, und ob man es denn überhaupt schützen wollte. Die Gedanken sind nicht dumm, denn zum einen hat das Urheberrecht Schwächen, die nun durch die erhöhte Kontrolle und Kriminalisierung noch schlimmer werden. Abschaffen des Urheberrechts könnte diese Probleme womöglich in einem Schalg radikal lösen.

Kommerzielle Urheberschaft

Im Netz kommt dabei jedoch leicht eine romantische Verklärung eines für alle verfügbaren Wissens, das ohnehin auf anderem Wissen aufbaut und quasi kostenlos hergestellt und vervielfältigt werden kann. Diese Gedanken sind schön, aber Blödsinn, denn ohne Urheberrecht oder zumindest ein adäquates Vergütungssystem (an das ich nicht glaube) würde die geistige und kulturelle Entwicklung einen harten Schlag erleiden, wie ich in einem früheren Artikel bereits dargelegt habe.

Private Urheberschaft

Das Urheberrecht ist ja zunächst kein kommerzielles Recht, sondern das automatische Recht an seinem Werk. Insofern wird jeder Urheber, solange er mit seinem Werk die nötige Schöpfungshöhe erreicht (was nicht schwierig ist). Im Sinne der Weiterverbreitung, darf also ein großer Teil des Inhalts nur unter äußerst eingeschränkten Regeln verbreitet werden. Die Abschaffung dieses „Gemeinen Urheberrechts“, wie es teilweise angeregt wird, kann jedoch auch keine Lösung sein. Denn dies würde gerade die vielen kleinen Autoren benachteiligen. Ich als Autor möchte nicht meinem Recht hinterher rennen müssen. Und ich als Autor verlange unter anderem: dass ich als Autor genannt bin, dass niemand mein Werk sinnentstellend verändert, das niemand mein Werk für Zwecke nutzt, die ich nicht billige. Das sind nicht-kommerzielle Gründe, die für mich eine Grundlage für die Erstellung von Werken sind. Wenn jeder alles, was ich veröffentliche nach Belieben nutzen könnte, würde ich aufhören, Werke zu erstellen. Das mag den meisten Leuten sicher egal sein, nur glaube ich, dass viele Autoren das ähnlich sehen.

Wessen Interessen sind das eigentlich?

Und man sollte sich auch noch einmal fragen, um wessen Interessen es eigentlich geht. Zum einen sind da die Urheber, die aus welchen Gründen auch immer Werke erschaffen. Derzeit genießen deren Werke Schutz, den sie jedoch auch freiwillig jederzeit aufgeben könnten. Da sind zweitens die Konsumenten, die ein Werk benutzen wollen, ohne es weiterzuverwenden. Und drittens gibt es Verwerter, die den Inhalt weiterverarbeiten wollen. Diese sind eine sehr inhomogene Gruppe und doch das Hauptproblem in der Debatte.

Ohne Verwerter wäre das Urheberrecht einfach. Urheber verfassen und legen fest, wer konsumieren darf. Konsumenten konsumieren und legen fest, was sie konsumieren wollen. Die Auswüchse bei der Kontrolle oder mögliche Auswüchse durch „Raub-Konsumenten“ ließen sich in den Griff kriegen. Ebenso müsste man ein Auge haben auf tatsächliche Kulturgüter oder gar eventuelle „(digitale) Güter des täglichen Bedarfs“, auf Wissenschaftsverlage, die öffentlich gefördertes Wissen kapern und verkaufen und auf die Laufzeiten von Schutzmaßnahmen gegen Gemeinfreiheit.

Das Problem sind Verwerter, die mit fremden Material arbeiten wollen, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Diese handeln zu Recht illegal (sic!), wenn sie etwa Raubkopien von Kinofilmen verbreiten und leider ebenso zu Recht illegal, wenn sie schnell ein Foto eines privaten Urhebers verwenden, ohne zu fragen. Da muss in der Tat etwas getan werden. Vielleicht helfen mehr und bessere Plattformen zum Angebot von kostenlosen und kostenfreien Inhalten oder eine noch stärkere Verbreitung des Copyleft-Gedankens.

Fazit

Ich bin Konsument. Als Konsument habe ich fast nie ein Problem. Ich bekomme die Inhalte, die ich brauche und kaufe sie, wenn mir Preis und Nutzungsbedingungen zusagen. Im Internet bekomme ich die meisten Inhalte kostenlos. Das finde ich gut. Ich denke, dass ich als Wissenschaftler oder sonst eventuell überteuert Inhalte bezahlen muss, die eigentlich kostenlos sein sollten. Hier ist jedoch nicht das Urheberrecht Schuld, sondern die die Urheberrechte falsch überlassen.

Ich bin Verwerter. Denn ich publiziere selber Dinge. Dazu berufe ich mich zuweilen auf Inhalte, die andere erschaffen haben. Jedesmal, wenn ich sie verwenden will, muss ich Angst haben, ein Urhberrecht zu verletzen und im schlimmsten Fall dafür rechtlich belangt zu werden. In vielen Fällen lasse ich wichtige Dinge einfach weg, weil es mir zu gefährlich erscheint, sie zu benutzen. Das Urheberrecht schränkt mich in meiner Arbeit ein. Ich kann mein Wissen nicht so effektiv verbreiten, als wenn ich alles verwenden dürfte.

Ich bin Urheber. Ich schreibe hauptsächlich Texte. An denen ich nichts oder nur wenig verdiene. Kommerzielle Interessen sind bei mir gering, aber vielleicht ergibt sich ja mal die Möglichkeit. Meine Werke sind weitgehend bedeutungslos, fast schon, dass ich mich freuen könnte, wenn sie jemand als wert erachtet, kopiert zu werden. Doch es sind meine. Ich will sie genauso, wie sie sind und genau da, wo sie sind verbreiten. Ich will sie mit meinem Namen versehen wissen, denn vielleicht bin ich ja eitel. Ich urhebe und ich gebe das frei zum Konsumieren. Mehr nicht. Man kann es technisch beliebig kopieren und verbreiten, aber damit zerstört man gleichzeitig, das was das Werk überhaupt (materiell) „wertvoll“ macht: meine Arbeitszeit, die ich zum Erstellen gebraucht habe.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar