Die Bibel als Grundlage
Ich habe in letzter Zeit viel Zeit damit verbracht, die Bibel zu lesen und habe nebenher das Gelesene in einem umfangreichen Bibel-Wiki zusammengefasst. Der Grund dafür war, dass ich immer dachte, es wäre wichtig, eines der einflussreichsten Bücher der Menschheitsgeschichte einmal selbst gelesen zu haben und mir selbst ein Bild darüber zu machen, was die Bibel eigentlich tatsächlich aussagt und was von Bibelauslegern lediglich hineininterpretiert worden ist. Anhand dessen wollte ich für mich anschließend die Frage beantworten, inweit die Bibel als Vorbild für das religiöse und das gesellschaftliche Leben taugt.
Das diese Frage schwierig sein würde, hatte ich im Vorfeld geahnt, nun nach meinem ausführlichen Bibelstudium habe ich es auch erfahren. Das erste Probleme an der Bibel, wenn man sie als allgemeine Grundlage nehmen will ist natürlich zunächst die unklare Quellenlage. Die Bibel handelt zwar von Gott, jedoch liest sie sich wie ein Werk von Menschenhand und ist zudem von zahlreichen Autoren. Inwieweit diese tatsächlich dazu berufen sind eine grundlegende Wahrheit zu verkünden, ist bereits Glaubenssache.
Dazu kommt dass die Bibel so umfangreich ist, dass man viele Belegstellen für eine Sichtweise finden kann und gleichzeitig auch für die gegenteilige. Insbesondere die Unterscheide zwischen dem Alten Testament und dem Neuen Testament fallen dabei auf. Das Problem scheint mir dabei, dass so bei der Auslegung jederzeit Randnotizen zu allgemeinen Glaubensgrundsätzen überhöht werden können und auch werden. Gleichzeitig werden offensichtliche Glaubensgrundsätze wie etwa die Zehn Gebote in der Auslegung und in der Bibel selbst häufig relativiert. Dadurch scheint die Bibelauslegung für mich von einer Beliebigkeit, die gefährlich wird, wenn man sie zu allgemein geltenenden Geboten erkürt. Selbst wenn die Bibel einen Zugang zu Gott liefert, sollte man stets bedenken, dass sie von Menschen geschrieben wurde und von Menschen ausgelegt wird. Insofern taugt die Bibel zwar vielleicht als Grundlage für eine Glaubensbildung oder zur Anregung von eigenen Denken und Handeln. Für allgemeingültige weltliche Gesetze in einer säkulären Weltsicht ist die Bibel dagegen kaum geeignet und das Heranziehen einzelner Bibelstellen oder auch von christlichen Werten im gesellschaftlichen und politischen Umgang wird weder der Gesellschaft noch der Bibel gerecht.