Diplomatie-Dilemma

Diplomatie ist ein schwieriges und verlogenes Geschäft, bei dem es ständig mit Missständen zu tun hat, die man kaum offen ansprechen oder gar beseitigen kann, ohne noch größere Missstände befürchten zu müssen. Denn Diplomatie hat mit Staatsräson zu tun und nicht mit gesundem Menschenverstand. Und mit den Gesetzen der Macht vor den Regeln von Menschlichkeit und Recht. Das Problem bei der Diplomatie ist, dass die, die sie durchsetzen können, ihren Regeln am wenigsten unterliegen. China bleibt ein begehrter Handelspartner, egal wie es gegen die eigene Bevölkerung vorgeht. Die USA können konsequenzenlos jeden ausspionieren, Israel kann seine Nachbarn unterdrücken und Russland kann direkt oder indirekt einmarschieren, wo es ihm passt. Solange es gegen kleine Gegner geht, die sich alleine nicht wehren können, ist letztlich keiner da, der dies mit letzter Kraft verhindern kann. Denn Diplomatie funktioniert nur selten in Einzelaktionen.

Sicherlich könnte man Aggressoren wirtschaftlich isolieren oder gar militärisch bekämpfen, doch ohne die notwendige Macht ist das ein sinnloses Unterfangen, bei dem man sich lediglich ins eigene Fleisch schneidet. Derzeit liegt diese Macht in den falschen Händen und es ist kein mächtiger Staat erkennbar, um den man sich bedenkenlos scharen mag. Auch Europa hat diese Macht nicht wirklich, denn abgesehen davon, dass es ein einiges Europa nicht gibt, das mit einer Stimme sprechen würde, wären seine einzige Handlungsoptionen wirtschaftliche Sanktionen. Doch zumindest gegen die großen drei USA, China und Russland sind staatliche wirtschaftliche Sanktionen nur ein kurzzeitig wirksames Mittel. Insofern bleibt nur der diplomatische Dialog auch wenn er zum großen aus Schönreden besteht. Dazu kommen die, denen nicht einmal diese Mittel bleiben, weil sie nichts einzusetzen oder nichts zu verlieren haben.

Da den Staaten derzeit scheinbar die Hände gebunden sind, die Interessen ihrer Bürger wahrzunehmen, könnten in der Zwischenzeit die Bürger zumindest ansatzweise das ausbleibende Handeln des Staates übernehmen. Denn die einzigen messbaren Verluste, die die großen Staaten derzeit erleiden, sind Verluste in ihrer Reputation und in ihrem Ansehen. Und dem kann man ja zumindest als einzelner Bürger ein wenig Ausdruck verleihen, gegenüber den USA und natürlich auch den anderen Staaten, die einem Unwohlsein bereiten.

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