Statistisch falsch wiedergespiegelt
„Umfrage zur Silvesternacht: Jeder dritte Deutsche will Menschenmengen meiden“ titelt der Spiegel und greift dabei die Umfrageergebnisse aus dem ARD – „Deutschlandtrend“ auf, der auch in den tagesthemen zu sehen war. Und schon da hat es mich geärgert, weil diese Aussage derartig zusammenhangslos dargestellt beinahe zwangsläufig falsch interpretiert werden muss. Denn für sich genommen hat die Aussage erst mal keinen Wert, wenn man nicht gesagt bekommt, wie hoch der Prozentwert vor der Umfrage gewesen ist. Auch ich meide zum Beispiel gerne größere Menschenansammlungen, dies aber immer schon und nicht erst seit der Silvesternacht. Und ich vermute, viele andere haben ebenso eine gewisse Reserviertheit gegen Menschenaufläufe, da diese nicht nur zuweilen gefährlich sind, sondern auch laut und unentspannt und man quasi nie eine Toilette findet, wenn man eine braucht – von den ewig langen Schlangen an den Getränkeständen mal ganz abgesehen.
Insofern ist die Aussage bestenfalls nahezu wertlos, würde sie nicht -zumindest bei mir – beim ersten Lesen implizieren, dass sich 30% wegen der Ereignisse in Köln jetzt anders als zuvor von Menschenmengen fernhalten. Das wäre in der Tat eine deutliche Entwicklung, die geeignet wäre Angst zu machen und zum Nachdenken anzuregen. Allerdings steht dieser Interpretation dann glücklicherweise die in den tagesthemen genannte Zahl von 60% der Bürger entgegen, die Menschenansammlungen künftig nicht meiden wollen. Diese würden dann nach obiger Interpretetion also gerade wegen der erschreckenden Ereignisse der Silvesternacht künftig Menschenmassen aufsuchen, die sie zuvor gemieden hatten. Was dann obige Angst auch wieder ein wenig relativieren würde.
Die einzige Erkenntnis, die für mich also bleibt ist, dass auch die großen Nachrichtenorgane immer noch nicht gelernt haben, vertrauenswürdig mit Statistiken umzugehen.