Marx war zu schlau…
Ich kenne Karl Marx nicht. Weder persönlich, noch habe ich seine Werke je gelesen. Und doch bin ich mir sicher, dass Lisa Nienhaus von der „ZEIT“ ihn nicht richtig interpretiert, wenn sie mutmaßt, dass Marx „ein bedingungsloses Grundeinkommen wohl ablehnen würde“. Möglicherweise tut sie das sogar mit Absicht, um das Bedingungslose Grundeinkommen durch einen Titel „Marx war zu schlau fürs Grundeinkommen“ einfach mal grundlos zu diskreditieren.
Da Marx im Kommunistischen Manifest die Bedingung „Gleicher Arbeitszwang für alle“ formuliert habe, bedeute dies, dass Marx „nicht an den grundlos guten Menschen glaubte“ und nicht daran, „dass die meisten aus sich heraus motiviert sind, mit anzupacken“. Nun fehlt mir hier die Textfestigkeit der Marx’schen Lehre, doch sollten sich die beiden letzten Zitate nicht tatsächlich so in Marx Manifest wiederfinden, sondern allein der Interpretation von Frau Nienhaus entspringen, dann würde Ihr Ergebnis am Ende wohl eben auch allein auf von ihr selbst gesetzten und logisch falschen Prämissen beruhen. Wenn sie dann jedoch schreibt: „Die [neuen Regeln] können aber, viertens, nicht darin bestehen, Träumereien nachzuhängen von einem Einkommen ganz ohne Arbeit.“, dann wäre dies nichts weiter als ihre eigene unbegründete Interpretation. Diese dann auch noch reißerisch im Artikeltitel zu verwenden, würde dann auf mich bösartig oder zumindest grob fahrlässig wirken. Mein Bild der „ZEIT“ als seriöses und intellektuell anspruchsvolleres Medium wäre hier zumindest arg beschädigt.