Merkwürdige Allianz für das Bürgergeld
Ich habe in diesem Blog ja bereits mehrfach die vermutlichen Vorteile eines Bedingungslosen Grundeinkommens, welches auch als „Bürgergeld“ bekannt ist aufgeführt. Im Wesentlichen geht es darum, dass das Konzept eines Grundeinkommens mutmaßlich eine größere sozialere Gerechtigkeit erzielt und sich dabei außerdem noch positiv auf die Gesamtwirtschaft auswirkt. Dennoch führt das Bürgergeld in der politischen Diskussion eher ein Schattendasein, was neben möglichen tatsächlichen Gegenargumenten wohl im Wesentlichen seine Ursache in Strukturen des Machterhalts hat.
Umso erstaunlicher finde ich, dass in der letzten Zeit gleich zwei Institutionen Beiträge zu liefern scheinen, die das Bürgergeld stark befürworten. Zum einen ist da die „Welt“ als doch eher konservative Zeitung mit einem bürgergeldfreundlichen Artikel (via fefe) und zum Anderen ist da die von mir wenig geliebte und wohl eher wirtschaftsfreundliche EZB, die aufgrund ihrer bisher verfehlten Geldpolitik nun vermehrt laut über sogenanntes „Helikoptergeld“ nachdenkt, was darauf hinausläuft, das inflationär in Umlauf gebrachte Geld nicht über den Umweg der Banken in den Wirtschaftskreislauf einzubringen, sondern es direkt an die Bevölkerung zu verteilen. Im Prinzip ist das jedoch dann letztlich eben genau der Bürgergeldgedanke.
Sicherlich ist das Nachdenken über das Helikoptergeld bei der EZB noch in einem tendenziell eher skeptischen Stadium, doch schon die Tatsache, dass die EZB solche Überlegungen öffentlich bewertet, statt sie kategorisch auszuschließen, kann man durchaus als Zeichen dafür sehen, dass dieses Konzept durchaus als Notmaßnahme in den Blick der Notenbanker geraten ist. Vermutlich bleibt das Bürgergeld aber dennoch auf lange Zeit ein rein theoretisches Modell. Und eventuell ist es dabei auch gar nicht das segensreiche Mittel als dass ich es tendenziell ansehe. Doch wenn sich jetzt auch Institutionen mit dem Gedanken auseinandersetzen, die erhaben sind gegen den Vorwurf von grundlagenloser Sozialromantik, macht es vielleicht doch so langsam Sinn, sich zumindest mit dem Konzept auseinanderzusetzen, auch wenn man es von seiner inhaltlichen Logik eher kritisch sehen sollte.