Russland wirft Erdogan Ölhandel mit dem IS vor
Laut Russlands Vizeverteidigungsminister Anatoli Antonow ist die führende politische Klasse der Türkei, darunter Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Familie, in illegalen Handel mit dem IS verstrickt. Leider nimmt es auch die russische Regierung mit der Wahrheit nicht immer ganz genau, insofern bleibt abzuwarten, ob an ihren Vorwürfen etwas dran ist und ob Russland ist der Lage ist, diese auch zu beweisen.
Wenn es jedoch tatsächlich so wäre, hätte dieser Vorwurf das Zeug zu einem der größten politischen Coups des Jahres. Zuallererst steht da natürlich die Umsturzmöglichkeit der türkischen Regierung im Raume, denn die russische Behauptung folgt wohl nicht zufällig so zeitnah auf die Ankündigung Erdogans, er würde zurücktreten, wenn der türkischen Regierung ein Ölhandel mit dem IS nachgewiesen würde. Zwar wird Erdogan vermutlich auch dann nicht zurücktreten, wenn dieser Nachweis tatsächlich gelänge, allerdings wären seine Glaubwürdigkeit und Ehrenhaftig nachhaltig beschädigt.
Hinzu kommt, dass ausgerechnet Russland, nach mehrfachen Zurückgreifen auf militärische Interventionen und ausgrechnet nach einem militärischen Zwischenfall, auf kreative diplomatische Antworten abseits der üblichen Boykottdrohungen zurückgreift. Zuguterletzt wäre als Fussnote zu erwähnen, dass sich in diesem Fall ausnahmsweise die Geheimdienste als effektive politische Waffe erweisen könnten. Bezeichnenderweise allerdings auf dem klassischen Gebiet der Spionage und Informationsbeschaffung und nicht auf Ihren neuerstarkten Gebieten der Wirtschaftsspionage und der Ausspähung der Bevölkerung.
Alles in allem ist zu vermuten, dass die Sache ein bisschen diplomatisches Säbelrasseln bleibt und bald im Sande verlaufen wird. Doch zeigt der Vorstoß auch, dass Russland die Schmach über den Abschuß ihrer Militärmaschine längst noch nicht überwunden hat und dass das diplomatische Verhältnis zwischen der Türkei und Russland noch immer weit davon entfernt ist, sich zu normalisieren.