Erbschaftssteuer erhöhen

Im letzten Armutsbericht wurde eine weiter steigende Ungleichheit zwischen armen und reichen Bevölkerungsschichten festgestellt. Ich halte diese Ungleichheit in der Stärke ihrer Ausprägung für ungerecht und langfristig sogar für gefährlich. In jeden Fall verringert allein das Vorhandensein einer solchen Ungerechtigkeit das Wohlbefinden und den Zusammenhalt der Gesamtbevölkerung, völlig unabhängig von den zahlreichen Einzelschicksalen.

Reichensteuer?

Zur Lösung des Problems wird häufig die Einführung einer „Reichensteuer“ gefordert. Ich halte eine solche pauschale Steuer jedoch ebenfalls für ungerecht, da sie nicht berücksichtigt, auf welche Weise Reichtum erworben worden ist. Insofern kann man den reflexartigen Neidvorwürfen und „Leistung muss sich auch lohnen“-Argumentationen der Reichen ihre Berechtigung nicht völlig absprechen. Ich halte es nicht grundsätzlich für verwerflich, reich zu sein. Auch die naheliegende pragmatische Argumentation, dass man das Geld ja nur da holen könne, wo es sich angesammelt hat, überzeugt mich nicht, da es die Selbstverantwortung aller Bürger auf die Reichen abwälzt.

Hohe Einkommen stärker besteuern?!

Außerdem gibt es Stimmen, die fordern, höhere Einkommen stärker zu besteuern. Diese Idee halte ich für teilweise nachvollziehbar aber dennoch in der Praxis für falsch. Auch hier geht es mir um die Frage nach der Herkunft der Einkünfte. Die Tatsache, dass jemand mehr verdient, kann verschiedene Ursachen haben. Von diesen würden für mich vor allem die unterschiedlichen und teilweise ungerechten Lohnniveaus dafür sprechen, einen Ausgleich über die Steuer zu schaffen. Jedoch wäre mir eine höhere Einkommenssteuer insgesamt zu pauschal. Ausserdem wäre zunächst geboten, das Steuersystem so transparent zu gestalten, dass die tatsächlich gezahlten Steuern überhaupt nachvollziehbar werden. Letzteres ist ein sehr wichtiger Punkt, den ich hier aber nicht weiter aufgreifen möchte.

Erbschaftssteuer erhöhen!

Kaum diskutiert wird jedoch der in meinen Augen beste Weg, nämlich eine drastische Erhöhung der Erbschaftssteuer. Denn durch die Vererbung werden gesellschaftliche Unterschiede über die Generationen manifestiert, ohne dass die Empfänger einen Beitrag leisten würden. Soweit ich als Laie das Erbschaftsteuerrecht verstanden habe, würde ein Kind, das von seinen Eltern 1 Million Euro vererbt bekommt, nach einem Freibetrag von 400.000 Euro, die restlichen 600.000 Euro mit 15% besteuern müssen, also 90.000 Euro Steuern zahlen. Es blieben ihm also 910.000 Euro. Wäre das Erbe 400.000 Euro, könnte das Kind das Erbe unbesteuert behalten. Ich hoffe, dass diese Rechenbeispiele stimmen. Doch selbst falls es Abweichungen gibt, ändert sich die praktische Lage nicht, denn ich kenne Erben, die seit ihrer Jugend über ein vererbtes Vermögen im Millionen Euro Bereich verfügen.

Dieses Phänomen ist es, was ich hier als Problem aufwerfen möchte, nämlich dass Menschen einen zu großen Teil des Vermögens ihrer Verwandten erben. Dieser vom Erben unverdiente Startvorteil ist die Grundlage dafür, dass vorhandene soziale Ungleichheit ohne Not in die nächste Generation übertragen wird.

Das Prinzip des Vererbens ist generell sinnvoll. Bei rein persönlichen Dingen sollte dies ohnehin keine Frage sein, so dass ich mich nur auf das Vererben von Vermögenswerten beschränken will. Auch dieses ist im Grundsatz sinnvoll, denn die meisten Menschen sehen ihren Arbeitseinsatz und ihr Vermögen eben auch und gerade als Einsatz für Verwandte und ihre Nachkommen. Dies ist nicht nur menschlich und ehrenhaft, sondern auch pragmatisch. Würde man das Vererben generell verbieten oder eine Höchstgrenze der Erbsumme setzen, würde es dazu führen, dass es für die meisten Menschen zum Ende des Lebens nicht mehr lohnt, Geld zu verdienen, sondern im Extremfall sogar damit beginnen müssen, ihr Geld sinnlos zu verprassen.

Was also bleibt, ist die Anpassung der Steuersätze bei Vererbung, die so deutlich angehoben werden müssen, dass die soziale Ungerechtigkeit einer Erbschaft reduziert wird. Ich denke da in dem Bereich von 50% Erbschaftssteuer für alle Erbsummen über 500.000 Euro.

Im Augenblick werden Reichtum und Armut nicht erarbeitet, sondern vererbt.

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Eine Antwort

  1. Matthias sagt:

    Mit Deiner Strategie wäre sicher viel Geld in die Staatskasse zu leiten. Das Gerechtigkeitsgefühl ist jedoch relativ. Viele argumentieren, dass eine hohe Erbschaftssteuer ungerecht wäre, weil all das Geld, das in eine Erbschaft fließt, ja nur der – wenn teils auch große – Rest von noch mehr Geld ist, das vorher schon einmal besteuert worden ist (Doppelbesteuerung), nämlich von den Erblassern, als sie es verdient haben.

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