Mehr wie Peer
Gestern abend war Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zu Gast bei „Beckmann“. In dem Gespräch von einer knappen Stunde, konnte der kühle Stratege durchaus gefallen. Mit seiner ruhigen unüberheblichen Art gab er einen Statusbericht der derzeitigen Krise am Finanzmarkt ohne dabei in unnötige Schuldzuweisungen zu verfallen. Dabei wirkte er insgesamt durchaus gut informiert und war auch in der Lage, seine Aussagen in einer verständlichen Sprache zu formulieren. Auch in den derzeit schwierigen Zeiten wirbt er mit Augenmaß (was auch eines seiner Lieblingswörter zu sein scheint) für die Beibehaltung des Kurses hin zu einem ausgeglichenen Haushalt. Ohnehin ist es beeindruckend, wie es Steinbrück in den letzten Jahren geschafft hat, als „Obersparer der Nation“ Fehler seiner Vorgänger auszubaden und dabei dennoch sympathisch die Notwendigkeit seines (und unseres) Anliegens deutlich zu machen. Da Steinbrück teilweise einen recht trockenen Humor besitzt, ist das Gespräch zudem recht unterhaltsam.
Leider werden es seine Nachfolger um so einfacher haben, das mühsam Gesparte leichtfertig wieder aus dem Fenster zu werfen und mit Geschenken die Gunst des Wählers auf einfache Weise zu erkaufen. Vermutlich wird dann rasch vergessen sein, dass es in starkem Maße Peer Steinbrück zu verdanken ist, dass überhaupt etwas zu verschenken da ist.
Da stellt sich die traurige Frage, warum die Ministerämter nach einer Wahl immer wieder nach dem Parteibuch und nicht nach Fähigkeit vergeben werden können. Eine CDU-FDP-Koalition (oder eine sonstige Regierung ohne die SPD) nach der nächsten Bundestagswahl wird der Finanzminister Steinbrück zumindest kaum überleben. Nicht immer gibt es kompente und volksdienliche Ministerkandidaten, die sich für ein Amt aufdrängen. So war der letzte Wechsel im Wirtschaftministerium in meinen Augen nur ein Wechsel von einem zu industrienahen Lobbyarbeiter zu einem unscheinbaren Nichtsbeweger. Immerhin. Allerdings habe ich tatsächlich Jürgen Trittin nachgetrauert, der in meinen Augen nach einigen Anlaufschwierigkeiten insbesondere im kommunikativen Bereich einen guten Job gemacht hat.
Während in den unteren Rängen eine scheidende Regierung gerne noch einmal eigene Anhänger positioniert, muss das Aushängeschild jedesmal nach veränderten Machtverhältnissen ausgewechselt werden. Manchmal schade eigentlich.